„Des Kaisers neue Kleider“ oder wie die Dörschell-Liste  (alias „IDW-Mittelstandsinitiative“) Wahlkampf macht.
„Des Kaisers neue Kleider“ oder wie die Dörschell-Liste Wahlkampf macht
Kategorie: Beiratswahlen
Datum: 01.06.2022

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

wp-net e.V. steht für konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit im WPK-Beirat. Seit Gründung von wp.net 2005 steht die Interessenvertretung der mittelständischen WP/vBP-Praxen im Mittelpunkt unserer Arbeit. Gleichzeitig haben wir uns für die Einheit des gesamten Berufsstands eingesetzt. Dies bewiesen wir schon 2013 mit der Einführung des Verhältniswahlrechts. Dagegen haben die IDW/Big4-Vertreter im Vorstand unseren kleinen Änderungswunsch zur Abschaffung der Wahllisten nach Alphabet immer wieder abgelehnt. Auch deshalb wollen wir Ihnen unsere Analyse der Wahlwerbung der Dörschell-Liste in Bezug auf Glaubwürdigkeit und Wahrhaftigkeit nicht vorenthalten.

In den Botschaften der Kandidatinnen und Kandidaten der Dörschell-Liste finden sich folgende markante „Kernwörter“ (vgl. Download https://www.doerschell-liste.de vom 28.05.22):

→ „Vertrauen“

  • Vertrauen, Unabhängigkeit und Vielfalt, das müssen wir bewahren.
  • Gemeinsam mit einer starken Stimme sprechen, dann nimmt uns die Öffentlichkeit wahr, so können wir verlorenes Vertrauen zurückgewinnen.
  • Berufliche Selbstverwaltung muss erhalten bleiben, Kammer muss leistungsfähiger werden. Transparenz, praxisnah und maßvoll agieren für Vertrauen ihrer Mitglieder und der Öffentlichkeit.

„Geschlossenheit“

  • Geschlossen, mit einer Stimme sprechen 
  • Unsere WPK muss den Berufsstand in Gänze repräsentieren. Sie darf keine Klientelpolitik betreiben. … (Sie) wollen eine starke Wirtschaftsprüferkammer, die partnerschaftlich und mit Augenmaß agiert.
  • Nur wenn die Kammer geschlossen für den Berufsstand sprechen kann, bleiben wir ein starker und unabhängiger Beruf.
  • Eine nach Außen geschlossen auftretende Wirtschaftsprüferkammer.
  • Intern konstruktiv diskutieren und extern geschlossen auftreten. So wird uns Öffentlichkeit und Politik hören.

„Regulierung“

  • Wir wenden uns gegen jede weitere Verschärfung der Regulierung, die die Leistungsfähigkeit unseres Berufsstandes gefährdet, die Qualität belastet und die weitere Konzentration fördert
  • Qualitätskontrollen müssen angemessen und sachgerecht durchgeführt werden. Die individuellen Verhältnisse spielen dabei eine Rolle, Skalierung ist zwingend erforderlich.

„Berufsnachwuchs“

  • Gemeinsam für einen starken Wirtschaftsprüfer-Beruf
  • WP-Beruf wird wieder attraktiv in der öffentlichen Meinung

A. Sachliche Analyse

Mit der Verwendung der o.g. Leer-Formeln und den emotional wirksamen Kernwörtern soll dem Berufsstand eine positive Grundhaltung (Sympathie) vermittelt werden. Die Kernwörter führen dazu, dass die Adressaten – also die WPs / vBPs – erwartungsfroh unterstellen, dass die Wahlaussagen der Dörschell-Liste ernst gemeint sind und zukünftig umgesetzt würden. 

Eine hinreichend sachliche Darlegung, wie diese Forderungen operativ umgesetzt werden sollen, liefert die Dörschell-Liste offenkundig nicht.

B. Personelle Analyse 

Maßgebliche Initiatoren der Dörschell-Liste sind seit acht Jahren (zwei Legislaturperioden) im Beirat bzw. in der Führung der WPK sowie im IDW einflussreich vertreten. 

Wenn sie jetzt diese o.g. Forderungen erheben, dann stellen sie zutreffend Defizite und Missstände fest. Statt diese Zustände zu beseitigen – bspw. die unverhältnismäßige Qualitätskontrolle – wurden diese Defizite in den acht Jahren (bewusst) akzeptiert und geduldet, obwohl sie die Gestaltungsmehrheit im WPK-Vorstand und Beirat innehatten. 

C. Glaubwürdigkeit

Viele der o.g. Forderungen klingen wie aus dem wp-net-Programm „kopiert“. Des Kaisers neue Kleider stammen dann wohl eher aus dem „Kleiderschrank“ von wp.net, als aus eigener „Fertigung“. Tatsächlich hat in der Vergangenheit die Mehrheitsfraktion aus BIG4 und IDW im Beirat/Vorstand/KfQK der WPK die mittelstandsgerechten Forderungen von wp.net verworfen oder abgelehnt. 

Die Forderungen des Listenführers der Dörschell-Liste selbst sind inkonsistent: „Zunächst ist Vertrauen zu bewahren“ und im nächsten Satz spricht man von „verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen“.

Solche Widersprüche entstehen, wenn man keine klare inhaltliche Position und politische Verankerung im Berufsstand hat. Der Vertrauensverlust in die WP-Arbeit resultiert doch aus den bekannten Bilanzskandalen, die offensichtlich mit dem BIG4-Geschäftsmodell „Professional Service Firm“ zusammenhängen.

Anstatt hierzu die schwarzen Schafe im WP-Berufsstand klar zu benennen und zu hinter-fragen, warum dort die Qualitätssicherung und einfachste Prüfungshandlungen nicht funktionieren, wird „Geschlossenheit“ vom Berufsstand eingefordert. Man möchte „Korpsgeist“, statt Aufklärung – auch gegenüber der Öffentlichkeit.

Anstelle der gebotenen transparenten Fehleranalyse fordert die Dörschell-Liste faktisch die pflichtgemäß arbeitenden Mittelständer auf, in Solidarität mit BIG4 und NEXT10 zu schweigen. Das ist weder kritisch, integer, noch entspricht es den ethischen Grundsätzen, denen sich die Dörschell-Liste in ihren Wahlaussagen ausdrücklich verpflichtet. 

D. Ergebnis

wp-net e.V. stellt fest: „Des Kaisers neue Kleider gibt es nicht. Dem Kaiser hat man die Kleidung (Programme) von wp.net verkauft.“ 

Es geht nach unserer Analyse der Dörschell-Liste letztlich nur um den Erhalt der Macht für BIG4 & IDW in der WPK.

wp-net hingegen geht es um die Zukunft der mittelständischen Wirtschaftsprüfung.

Wählen Sie die Kandidaten:Innen auf der WP-Gschrei– und der vBP-Eschbach-Liste. 

Diese sind DIE INTERESSENSVERTRETUNG des WP-Mittelstandes.

Hier finden Sie den Artikel als PDF zum Herunterladen.

Hat Ihnen der Artikel gefallen?
Abonnieren Sie unseren Newsletter und erhalten Sie die neuesten Beiträge zuerst!

Mehr zu unseren Analysen und den dazu passenden Reformplänen auf wp-net-Aktuelles und auf der wp-net-Wahl-Website:

Bildnachweis: ADragan/Shutterstock, StockEU/Shutterstock

Michael Gschrei
Author: Michael Gschrei

MITGLIED
WERDEN