Nachhaltigkeit rückt näher, das Seminar von Dr. Wittsiepe auch!
Beitragsbild wp.net Interview mit Herrn Dr. Richard Wittsiepe zum Thema ISA-Prüfung
Datum: 10.01.2024

erfahren Sie im Interview mit Dr. Richard Wittsiepe mehr über:

  • die Herausforderungen für uns Wirtschaftsprüfer durch die Nachhaltigkeitsberichtsprüfung,
  • die Inhalte der Kooperation von wp-net & TÜV SÜD
  • und die Bedeutung des neuen Prüfungsstandards ISSA 5000, der zurzeit noch als Entwurf vorliegt.

Dr. Richard Wittsiepe setzt sich seit über einem Jahr intensiv dafür ein, dass der mittelständische WP-Berufsstand in diesem neuen und dynamischen Umfeld differenziert und erfolgreich agieren kann. Sichern Sie sich jetzt Ihren Platz für die vierteilige aufschlussreiche Seminarreihe: Beratung und Prüfung eines Nachhaltigkeitsbericht!

wp-net:  Der Nachhaltigkeitsbericht ist eine Auftragserweiterung des Jahresabschlusses. Worin besteht der wesentliche Unterschied zwischen Jahresabschluss und Nachhaltigkeitsbericht?

Dr. Wittsiepe:  Das Konzept der EU sieht vor, dass die Unternehmen im Sinne der EU-Klimaziele handeln und die Umweltbelastung, insbesondere Co2, verbessern. Das wird gemessen an den Werten des Basisjahres, also für die großen Gesellschaften das Jahr 2025. Diesem Jahr kommt deshalb eine wesentliche Bedeutung für die Folgejahre zu und bestimmt damit auch das Rating durch den Finanzsektor. Die EU erhofft sich aus der Transparenz einen stärkeren Abbau der Umweltbelastung.

wp-net: Wie sieht es mit den inhaltlichen Anforderungen aus? Sind die Wirtschaftsprüfer wirklich die geborenen Nachhaltigkeitsprüfer wie die WPK es verkündet?

Dr. Wittsiepe: Nach der Statistik der WPK sind 95% unserer Kollegen Betriebswirte. Wir werden mit sehr umfangreichen Angaben aus dem Bereich Klima-, Umweltschutz und soziale Fragen konfrontiert, die nicht zu unserer Fachkompetenz zählen, die wir aber bestätigen sollen. Das wirft viele Fragen auf, unter anderem auch das Haftungsrisiko.


wp-net: Wie beurteilen Sie das Haftungsrisiko, kommen höhere Versicherungsprämien?

Dr. Wittsiepe: Die Rechtsprechung ist hier noch im Fluss. Im EU-Lieferkettengesetz wurden Schadenersatzansprüche betroffener Gruppen der Lieferkette an Unternehmen in der EU eingeführt. Man muss noch nicht einmal selbst mit diesen Gruppen in direkter Geschäftsbeziehung stehen. Der Fall der Klage eines Bauern aus Süd-Amerika gegen RWE steht zur Verhandlung an. Die Sachverhalte stimmen mit Teilen der CSRD-Standards überein und man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, dass auch der WP, der den Prüfvermerk unterzeichnet hat, in den Fokus gerät.


wp-net: Welche Bedeutung bekommt dann die Kooperation von wp-net mit TÜV SÜD?

Dr. Wittsiepe: Der größte deutsche TÜV mit 26.000 Mitarbeitern deckt die ganze Palette der Umweltangaben des Nachhaltigkeitsberichts ab. In über 50 Ländern hat TÜV SÜD eigene Tochtergesellschaften, insbesondere in allen Ländern mit Lieferketten. Über diese Schiene können belastbare Informationen erlangt werden, um die Qualitätsanforderungen an die Prüfungsnachweise zu erfüllen. Ich gehe davon aus, dass TÜV SÜD auch als Prüfer zugelassen wird und damit besteht die Möglichkeit eines Joint Audits und der Abgrenzung der Verantwortlichkeiten im Prüfvermerk.


wp-net: Also war es sehr weitsichtig eine Kooperation zwischen wp-net und TÜV SÜD einzugehen?

Dr. Wittsiepe: Genau! Die Kooperation ist es, was unser mittelständischer Berufsstand jetzt braucht. Wir gelten als Garant für Qualität und das muss auch unter Beweis gestellt werden und dabei ist der TÜV SÜD ein ganz wichtiger Faktor.

Nicht zu vergessen: Die EU-Kommission sieht hier die Gefahr einer weiteren Marktkonzentration zu Gunsten der BIG 4. Wir sehen dies ebenfalls so. Die großen Marktteilnehmer bauen enorme Kapazitäten auf und man muss sich nur die Einladungen an Unternehmen auf deren Internet-Seite sowie in den sozialen Medien ansehen. Da besteht sehr wohl die Gefahr, dass Mandate verloren gehen. Bei der Kooperation von wp.net und TÜV SÜD besteht kein Interesse an der Übernahme der Jahresabschlussprüfung. Diese Situation bedeutet faktisch Mandatsschutz für die Prüferkollegen.


wp-net: Kommen wir noch zum Prüfungsstandard ISSA 5000. Wie steht dieser Standard zu den uns bekannten Standards zur Jahresabschlussprüfung?

Dr. Wittsiepe: Der ISSA 5000 liegt seit Aug. 23 als englischer Entwurf vor und wird bald verabschiedet werden. Er ist ein Stand-Alone Standard und gilt sowohl für WP als auch für weitere Dienstleister. Er basiert auf dem ISAE 3410, der die Prüfung von Treibhausgasemissionen der Öl- und Gasindustrie seit 2012 regelt.

Der Ablauf ähnelt dem risikoorientierten Prüfungsansatz. Man muss deutlich erkennen, dass insbesondere die zahlreichen qualitativen Angaben sowie der Planungshorizont von fünf und mehr Jahren des Nachhaltigkeitsberichts eine gewaltige Herausforderung darstellen. Ganz entscheidend sind die Prüfungsnachweise und das sollte bereits in der Aufstellung des Berichts berücksichtigt werden.

Ich werde in meinem Webinar intensiv darauf eingehen. Der Prüfvermerk selbst wird mit begrenzter Sicherheit erteilt, aber man sollte sich nichts vormachen: Die Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ist hoch, die Haftungsrisiken sind nicht zu leugnen und da kommt es auf die Qualität der Prüfungsnachweise sowie der Einhaltung der Methodik des ISSA 5000 an.


wp-net: Wie beurteilen Sie in diesem Zusammenhang unser Checklistensystem bei der Prüfung?

Dr. Wittsiepe: Ich komme zurück auf das Konzept des Nachhaltigkeitsberichts. Für das Basisjahr werden alle entscheidenden Berechnungsmethoden sowie die wesentlichen Berichtselemente festgelegt. In den Folgejahren finden Updates statt. Es gibt bereits sehr gute Software für die Erfassung und Berechnung der umweltbezogenen Angaben, die auch vom TÜV SÜD eingesetzt werden. Damit besteht die Möglichkeit einer Systemprüfung und in den Folgejahren einer Update Prüfung. Es ist also so, dass nicht jedes Jahr der gleiche Aufwand anfällt. Hier kann man dann Checklisten für die Folgejahre aufbauen. Ob man mit Checklisten komplexe Sachverhalte in den Lieferketten abdecken kann ist fraglich. Insbesondere bei Sachverhalten, bei denen Probleme in Fragen Kinderarbeit, indigene Völker etc. relevant werden, dürften Checklisten nicht ausreichen.


wp-net: Wie sehen Sie die Chancen für den kleinen und mittleren WP-Berufsstand?

Dr. Wittsiepe: Hier muss man differenzieren. Wie überall gibt es Vor- und Nachteile.

a) Nehmen wir den Fall kleiner Praxen oder mit nur wenige Nachhaltigkeitsprüfungen: Für diese Kollegen macht das Geschäftsfeld „Nachhaltigkeitsberichtsprüfung“ kaum Sinn. Denn dazu eine Infrastruktur aufzubauen, dazu fehlt bei vielen Kollegen einfach auch die Zeit und man findet auch keine Fachleute. Es ist aber weiter wichtig seine Mandate in dieser Frage zu betreuen. Denn wer nur die Prüfung des Jahresabschlusses machen möchte, kann eine wichtige Rolle bei der Aufstellung des Nachhaltigkeitsberichts spielen und überlasst die Prüfung einem Kollegen bzw. einem Joint-Audit mit einem Dienstleister.

b) Wer den Nachhaltigkeitsbericht ebenfalls prüfen möchte, dem stehen diese Optionen auch zu. Wichtig wird sein, dass der deutsche Gesetzgeber die Option zur Zulassung von Drittdienstleistern auch zieht, so wie in Frankreich und Spanien. Denn nicht jeder ist in der Lage die geforderte fachliche Kompetenz aufzubauen oder ist bereit, ins Haftungsrisiko zu gehen. Man sollte nichts unterschreiben von dem nach nichts oder wenig versteht. Das erscheint mir offensichtlich und deshalb ist auch die Forderung von wp.net zur Zulassung von Dienstleistern die einzig vernünftige Lösung.


Sehr geehrter Herr Dr. Wittsiepe, wir danken Ihnen sehr für Ihren Einsatz in der Fortbildung! Wir wünschen Ihnen und auch uns eine gut besuchte und erfolgreiche Seminarreihe 2024.


wp-net Team
Author: wp-net Team

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