EY akzeptiert eine 100 Mio. $ Strafe (die bisher höchste in den USA) wegen wiederholter Betrügereien von EY-Prüfern und Lügen gegenüber der SEC. Nach EY-Germany hat nun auch EY USA den Berufsstand in Misskredit gebracht.
Ausführlich berichtete FT über diesen ethischen Tiefgang von EY. Noch vor kurzem bewarb sich die US-EY-Chefin Kelly Grier um die Position EY-World und wollte Carmino Du Sibio beerben. Nun verlässt Sie EY vorzeitig. Einige Highlights aus dem FT Bericht:
Auslöser war: Zwischen 2017 und 2021 haben 49 EY-Mitarbeiter Antwortschlüssel (Lösungen) für den Ethik-Teil der Fortbildung verschickt oder erhalten. Hunderte weitere haben damit bei Tests geschummelt. Eine „signifikante“ Anzahl von Mitarbeitern versäumte es außerdem, die Verstöße zu melden, so die SEC. Es wurde vertuscht, statt an die Behörde zu melden.
Als Folge übernimmt EY anscheinend das Modell der deutschen EY mit der „Umerziehung“: „Die Reaktion auf „dieses inakzeptable Verhalten in der Vergangenheit war gründlich, umfassend und effektiv“, wir werden weiterhin Schritte unternehmen, einschließlich Disziplinarmaßnahmen und Schulungen, um unser Engagement für „Compliance, Ethik und Integrität“ zu stärken.“
Wir haben dazu unseren US-CPA und Kandidaten auf der WP Gschrei-Liste, WP StB CPA, Dr. Richard Wittsiepe, befragt:
wp.net: War es eine „Schüler-Schummelei“ oder ein schweres ethisches Versagen nicht nur der Prüfer, sondern auch des EY-Managements?
Dr. Richard Wittsiepe: Um den CPA Titel als „aktiv“ behalten zu dürfen, müssen alle 2 Jahre 80 Stunden Fortbildung nachgewiesen werden. Zur Verlängerung der „Prüferlizenz“ muss der Prüfer die Einhaltung der Fortbildungszeiten selbst bestätigen. In Stichproben wird dies überprüft.
Wird die Auflage nicht eingehalten, kann man die Frist verlängern oder der CPA Titel wird auf „passiv“ gestellt, d.h. man darf die CPA-Tätigkeit nicht ausführen.
Zusätzlich hat EY hat den großen Fehler gemacht, auf Rückfragen der SEC das Problem mehr oder weniger als nicht existent zu bezeichnen, obwohl bereits EY-interne Untersuchungen in Gang waren. Dies nennt man wohl bewusste Lügen.
Die Fortbildungsnachweise hat man sich durch Betrug verschafft zu haben, in dem man die verschickten Antwortschlüssel verwendet hat. Dies ist natürlich ein massiver Verstoß gegen die Ethik-Regeln und die Fortbildungsverpflichtung. Man kann dies vergleichen mit dem deutschen Wirtschaftsprüfer, der einen Bestätigungsvermerk ohne AP-Registrierung erteilt.
Vor diesem Hintergrund wird die Maßnahme der SEC für mich verständlich.
wp.net: Vielen Dank Herr Dr. Wittsiepe.
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