Bericht zur Juni-Beiratssitzung 2025 der WPK
aus Sicht des KMU-Mittelstands
Präsident Dörschell eröffnete seinen Bericht mit einem vertrauten Zitat aus dem Koalitionsvertrag: „Die Selbstverwaltung der Freien Berufe und die berufsständischen Versorgungswerke werden wir stärken.“ Konkrete Beiträge der WPK zur vom Ministerium angekündigten Entlastung der Wirtschaft und zum Bürokratieabbau ließ er hingegen vermissen. Inhaltlich blieb der Vortrag erneut ohne Substanz. wp.net wird demnächst eigene, praxisnahe Vorschläge vorlegen.
Heute aber geben wir zwei kritischen Stimmen aus dem Beirat Raum: Dr. Richard Wittsiepe und Mark Schüttler analysieren fünf zentrale Themen der Beiratssitzung aus Sicht des mittelständischen Berufsstands.
Lesen Sie also weiter, wenn Sie die Beiratssitzung aus der Sicht des KMU-Mittelstands miterleben möchten.
Ich grüße Sie herzlich
Ihr
Michael Gschrei, GF. Vorstand
und das Team von wp-net e.V.

Nun die Juni-WPK-Beiratssitzung, wie sie die Dr. Richard Wittsiepe und Mark Schüttler erlebten.
TOP 1: Antrag zur Auflösung von APAS und KfQK – Unbequem, aber notwendig!
Wittsiepe verlangte, sich des US-Themas „Auflösung der PCAOB“, bei uns APAS genannt, anzunehmen und gleich dazu auch noch die KfQK aufzulösen.
Dr. Wittsiepe forderte im Zusammenhang mit Bürokratieabbau eine offene Debatte über die Abschaffung von APAS und KfQK – in Anlehnung an die US-Initiative zur Auflösung der PCAOB. Es entbrannte eine lautstarke und hitzige Debatte:
- Ein Teil der Beiratsmitglieder forderten den WPK-Vorstand eindringlich auf, die Diskussion um eine Reform der Abschlussprüferaufsicht auch in Deutschland ernsthaft aufzugreifen.
- Die Gegenseite verweigerte sich der konstruktiven Auseinandersetzung und gebrauchte Aussagen wie:
o „Wir haben in der Öffentlichkeit teilweise ein sehr schlechtes Bild.“
o „Wir sind ein Premium-Dienstleister mit Kontrollmechanismen“.
o „Wo sind wir denn?“
o „Wissen Sie, was wir hier politisch auslösen?“ und auch mit
gezielt eingesetzten Totschlagsargumenten, z.B.
o „Die Trump-Administration ist für uns kein Vorbild.“
sollte wohl die Debatte abgewürgt werden.
Da ein Absetzungsantrag drohte, zog Wittsiepe seinen Antrag zurück – die inhaltliche Debatte wurde auf November vertagt. Ihm ging es nicht um eine sofortige Abschaffung, sondern um Entbürokratisierung – etwa durch Wegfall der Abschlussdurchsichten in einem ersten Schritt.
Schüttlers Kommentar: „Der Berufsstand würde der Auflösung keine Träne nachweinen.“
Der WPK-Vorstand erweckte den Eindruck, das Thema bewusst nicht anfassen zu wollen. Am Ende sagte der WPK-Vorstand zu, die Entwicklung des US-Gesetzgebungsverfahrens zu beobachten – mehr nicht.
TOP 2: WPK-Jahresabschluss 2024 – Millionen-Überschüsse ohne Kontrolle!
Nach Wittsiepe hat sich seit Jahren die wirtschaftliche Lage der WPK nachhaltig und deutlich verbessert. Er beabsichtigt in der Novembersitzung eine Anfrage zu stellen, ob die Erzielung von Gewinnen für die KöR WPK ein Problem darstellt und wie es ggf. mit Beitragssenkungen aussieht. Warum Wittsiepe von Beitragssenkungen spricht, liegt am Folgenden:
Wittsiepe kritisierte erneut die intransparente Finanzplanung der Kammer und kündigte eine Anfrage zur Zulässigkeit von Millionengewinnen bei einer Körperschaft öffentlichen Rechts an. Zentrale Kritikpunkte:
- Fehlende Kennzahlen: Der Abschluss enthält nur einen Leistungsindikator, das Jahresergebnis. Warum nicht auch Aufsichtskosten oder Bürokratiekosten als Leistungsindikatoren?
- Dauermangel im WPK-Prognosebericht „Misslungene Ergebnisplanung“: Über fünf Jahre hinweg summieren sich Plan-Ist-Abweichungen auf 5,6 Mio. €.
Kurzüberblick mit den Zahlen aus der GuV und dem Lagebericht:
Welches Unternehmen kann sich solche Planabweichungen leisten?
Dabei kann die WPK ihre Umsatzerlöse weitgehend selbst planen: Sie legt die Beiträge auch selbst fest bzw. lässt sie vom Beirat beschließen!
Das lässt fragen: Warum und für wen häuft die Kammer so viel Geld an?
Fazit: Solche Abweichungen sind nicht mehr erklärbar – und werfen rechtliche Fragen zur Beitragserhebung auf.
TOP 3: Abteilung Abschlussdurchsichten – ein Relikt aus lange vergangenen Zeiten!
Mark Schüttler forderte Auskunft zur immer noch bestehenden Abteilung „Abschlussdurchsichten“ – obwohl deren Existenz seit Einführung der Qualitätskotrolle 2000 (QK) äußerst fraglich ist. Denn sie wurde durch die QK ersetzt:
Gefragt wurde von Mark Schüttler u. a.:
- Wie hoch sind die Kosten der Abschlussdurchsichten im Jahr 2024 ausgefallen?
- Wie viele Mitarbeiter sind mit der Abschlussdurchsicht 2024 befasst worden?
- Welche Literatur verwendet die Abteilung und warum wird im Vorermittlungsverfahren nur der Beck Verlag verwendet?
- Wie viele Abschlussdurchsichten pro Kopf macht die Abteilung?
- Wie viel verdient ein Fachmitarbeiter, eine Verwaltungskraft?
Diese Fragen sollen nun schriftlich beantwortet werden.
TOP 4: CSRD – Gefahr für den Mittelstand
Die Einführung der CSRD wurde um zwei Jahre verschoben. Die Schwelle für die Berichtspflicht wurde noch nicht angepackt. Sollte die Grenze von 1.000 auf 250 Arbeitnehmer sinken, würde das für viele Mittelständler wohl den Ausstieg aus der CSRD-Berichtsprüfung bedeuten.
Bei der Grandfathering-Lösung werden bekanntlich die Fortbildungsleistungen für die Registrierung anerkannt. Ob der vom WPK-Vorstand angekündigte Einsatz für eine Nachjustierung auch den KMU-Mittelstand einbezieht, wurde nicht erwähnt.
Unklar bleibt, ob die WPK sich dabei für die Belange der KMU-Praxen engagieren wird. Wittsiepe verwies auf das IDW, das die alte Reform offenbar gezielt blockiert habe. Nach seiner Meinung ist positiv: Der freiwillige Nachhaltigkeitsbericht kann außerhalb des Lageberichts veröffentlicht werden und muss nicht zwingend geprüft werden – wenn doch, dann auch durch Nicht-WP-Dienstleister.
TOP 5: KfQK-Bericht – Zahlen mit Signalwirkung, aber wenig Substanz
Die KfQK nannte in Ihrem Bericht eine Fehlerquote von 43 % – aus unserer Sicht maßlos überhöht. Denn viele der bemängelten Punkte sind zum Prüfungszeitpunkt längst behoben. Die tatsächliche Quote dürfte bei rund 7 % liegen. Laut Tätigkeitsbericht 2024 gab es 32 Maßnahmen bei 460 ausgewerteten QK-Berichten. Da die Angemessenheitsmängel im Rahmen der QK leicht zu beseitigen sind, sollten diese Mängel gegen null tendieren. Im Tätigkeitsbericht werden 22 % genannt.
Fazit
Die Sitzung offenbarte erneut: Der Mittelstand denkt anders – in Sachen Bürokratie, Selbstverständnis des Berufs und des Reformbedarfes.
Wir fordern eine offene Reformdiskussion über APAS, KfQK und die Aufgaben der Kammer und Ihre Berichte. Bleiben Sie kritisch und schreiben Sie uns: Wie beurteilen Sie die Linie der WPK?
Es grüßt Sie herzlich
Ihre Beiratsmitglieder
Dr. Richard Wittsiepe
und Mark Schüttler
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Bildnachweis: Stock-Illustration: Westlight/Shutterstock