wp.weekly | Angriff auf kleine Wirtschaftsprüferpraxen!
Beitragsbild wp-weekly 31.10.2024: Angriff auf kleine WP-Kanzleien! Kommentar zum Handelsblatt Interview zum Thema mit Martin Wombach. von Holger Friebel.
Kategorie: Aktuelles
Datum: 31.10.2024

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Nach viel Lob vom Handelsblatt-Journalisten Bert Fröndhoff („Martin Wambach hat entscheidend an der Aufarbeitung des Wirecard-Skandals mitgewirkt“) deutet WP Wambach für die kleineren WP-Praxen den Rauswurf aus der WP-Familie an.

Holger Friebel stellt dem negativen Wambach-Szenarium positive Alternativen gegenüber.
Sind wir noch ein gemeinsamer WP-Berufsstand, oder bekommt der Wambach-Plan in den nächsten Jahren Oberwasser?

Lesen Sie also Holger Friebel’s Analyse mit dem Aufruf für einen gemeinsamen WP-Berufsstand.

 

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Michael Gschrei
und das Team von wp.net

wp.weekly

 


 

 

Beim Stöbern im Internet habe ich ein Interview von Kollegen Martin Wambach durch den Journalisten Fröndhoff vom 12. Juli 2024 gefunden. Veröffentlicht ist der Artikel unter der Überschrift „Viele Wirtschaftsprüfer werden vom Markt verschwinden“ auf www.handelsblatt.com und dort ohne weitere Voraussetzungen einsehbar (Stand 25. Oktober 2024).

 

 

Da der Name des Kollegen sehr bekannt ist, habe ich mich eingelesen. Herr Wambach beschreibt, dass im Zuge der Aufarbeitung des Falles Wirecard sich viel geändert hat. Zum einen die Arbeit des Aufsichtsrats zum anderen auch die des Wirtschaftsprüfers. Die kritische Grundhaltung sei geschärft worden bis hin zur Verschiebung des Termins für die Veröffentlichung des Abschlusses, die Versicherungsprämien seien gestiegen und Prüfungsaufträge werden mutig wegen des Risikos abgelehnt.

 

 

Eine Trennung von Prüfung und Beratung lehne Wambach weiter ab, da die Kenntnis vom Unternehmen maßgeblich für die Qualität der Prüfung sei. Hauptproblem der Prüfung sei der Zeitdruck. Auch könne eine Wiederholung der Causa Wirecard nicht ausgeschlossen werden, da die kriminelle Energie einer Abschlussprüfung bei offenem Ausgang entgegenstünde. Die Hürden für eine Wiederholung seien heute höher, auch weil die künstliche Intelligenz die umfassendere Datenanalyse unterstützen kann. Dies auch zu bezahlbaren Preisen.

 

 

Nach Wambach sei nicht bei allen Wirtschaftsprüfern die Bereitschaft zur Veränderung gegeben. Zwei Drittel der 15.000 Wirtschaftsprüfer seien über 50, und nur ein Neuntel unter 40 Jahre alt. Der Fachkräftemangel treffe die kleinen Praxen härter als die großen und zudem sei für die kleinen Praxen kaum ein Nachfolger zu finden. Das strategische Potenzial von Einrichtung, Technik und Kundenstamm sei gering. Die Inhaber nicht wandlungsbereit und zu träge. Für den Nachwuchs sei das nicht attraktiv, obwohl die Universitäten die Ausbildung bereits um die großen Themen Digitalisierung und Nachhaltigkeit ergänzt hätten.

Damit hat das IDW-Vorstandsmitglied Wambach genug gesagt. Ende des Interviews.

 

 

Im Handelsblatt kann das mittelständische IdW-Mitglied lesen, was ihr im Dezember 2023 zum Vorstand ernannter Kollege von Ihnen und Ihrer Zukunft hält. NICHTS! Und genauso viel ist er auch bereit für eine Änderung der aufgezeigten Missstände zu tun. Jedenfalls legt er im Interview nicht dar, ob und wie er gegen die fortschreitende Konzentration am Prüfermarkt vorgehen wird. Eher entnehme ich seinen Worten eine wohlwollende Neutralität zum Thema Konzentration.

 

 

Mag der Fortschritt der Digitalisierung noch bezahlbar sein, die Ausbildung eines Studienabsolventen zur Fachkraft ist es nicht. Fehlender Wille der Inhaber ist es auch nicht. Vielmehr liegt es am Fehlen einer Gebührenordnung, die den Kollegen hilft, die für die Heranführung des Berufsnachwuchses nötigen Umsätze zu erzielen. Aber genau gegen die Gebührenordnung spricht sich das IdW schon immer aus.

 

 

Ferner sollte das Berufsexamen wieder die einzige Marktzutrittsbarriere werden. Weder vorgelagerte Einschränkungen durch die Zulassungsvoraussetzungen zum Examen, noch flankiert durch nachgelagerte Eingriffe mit dem SEC-Qualitätsmanagementsystem.

Wie ein „Dog-Soldier“ festgebunden verharrt das IdW auf seiner Ansicht, dass das Qualitätsmanagementsystem nicht dem wirtschaftlichen Gewicht des geprüften Unternehmens entsprechen muss, sondern sich permanent auf der denkmöglich höchsten Ebene, nämlich den Vorgaben des PCAOB für die SEC-Mandate, zu bewegen hat. Vereinfachungen – Skalierungen im Berufsjargon – werden nicht zugelassen.

 

 

Seit über zwanzig Jahren setzt das IdW Stein auf Stein zum Bau einer Mauer, um die mittelständischen Wirtschaftsprüfer aus ihrem Beruf zu verdrängen. Wer sich als Abschlussprüfer trotz dieser Äußerungen eines Vorstands noch gut vertreten fühlt, hat für mich wahrlich ein dickes Fell und eine Neigung zur Selbstaufopferung. Denn wie steht es in der Überschrift: Viele Wirtschaftsprüfer werden vom Markt verschwinden!

 

 

Wenn Kollege Wambach mit seinem Interview erreichen wollte, dass sich kommende Absolventen von der mittelständischen Wirtschaftsprüfung in der Annahme ihrer Zukunftslosigkeit abwenden, dann hat er dieses Ziel bald erreicht!

So kann ich nur mit denselben Worten des Interviewers Herrn Fröndhoff enden:

Herr Wambach, vielen Dank für das Interview!

 

Es grüßt Sie herzlich

Ihr Holger Friebel
und das Team von wp.net


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Bildnachweis: Stockvektorgrafik: Blueastro/Shutterstock

 

Holger Friebel
Author: Holger Friebel

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