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Unser Kollege WP / StB Jürgen Hartmann berichtet uns diesmal von der Beiratssitzung am vergangenen Freitag.
Entscheidungen des Beirats betreffen uns alle ausnahmslos
Die Sitzung war nicht ganz so spektakulär wie die beiden vorausgegangenen. Die großen Abstimmungen über die Satzungsänderungen kommen erst auf der nächsten Sitzung im Sommer. Aber auch auf dieser Sitzung sind wieder ein paar Weichen für die Berufspolitik gestellt worden. Für uns alle interessant, weil es unser tägliches Arbeiten maßgeblich beeinflusst.
Deutscher Wirtschaftsprüferverein unterstützt Dörschell und seine Großpraxenpolitik
Es bleibt dabei: wp-net ist nicht nur der mitgliederstärkste Verband der mittelständischen Wirtschaftsprüfung, sondern auch der einzige. Die Kollegen vom Deutschen Wirtschaftsprüferverein haben sich auch in dieser Sitzung als Mitläufer von Herrn Dörschell entlarvt und seine Politik konsequent unterstützt. Im Gegenzug wurden sie bei den Personalentscheidungen berücksichtigt.
wp-net stärkt den Mittelstand
Ich kann die Kollegen nur auffordern, Ihre Position zu stärken, indem Sie uns mit der Interessensvertretung beauftragen. Durch die Wahl einer unserer Listen oder gar durch die Mitgliedschaft bei wp-net!
Aber das nur am Rande, lesen wir jetzt den Bericht des Kollegen Hartmann über die Inhalte der Sitzung.
Es grüßt Sie Ihr
Holger Friebel
Freitag vergangener Woche war Sitzung des Beirats der Wirtschaftsprüferkammer.
Berufsrecht wird zur Beschränkung des Wettbewerbs benutzt
So wurde zuerst die Änderung der Berufssatzung beschlossen, dass künftig klarstellend die Abwerbung von Mitarbeitern oder Aufträgen nur noch standeswidrig sein soll, wenn sie unlauter sei. Wie klein der Anwendungsbereich der Vorschrift tatsächlich ist, wurde nicht erwähnt. Auch dass hier offensichtlich über das Berufsrecht optische Marktzutrittsbarrieren geschaffen werden sollen. Die von uns propagierte Streichung der Satzungsregelung wurde nicht umgesetzt.
Vorratsbeschlüsse wegen Ampel-Aus
Im Vorfeld der Sitzung war bereits klar, dass viele geplante Änderungen wegen der Nichtverabschiedung des CSRD-Umsetzungsgesetzes nach dem Ampel-Aus auf Vorrat beschlossen wurden. Herr Dr. Richter war der Einzige im Raum, der noch an eine Umsetzung vor dem Jahreswechsel glaubte. Als Geschäftsführer der Kammer müsse er vorbereitet sein.
Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts ist laut Vorstand ohne technisches Verständnis möglich
Auf meine Äußerung hin, die technischen Aspekte des Nachhaltigkeitsberichts würden für die mittelständischen Praxen eine große Herausforderung darstellen, die bis zum Mandatsverlust führen könne, wurde mir erklärt, Wasser koche immer bei 100°, so schwer sei das nicht. Und genau darin sehe ich das Problem: Das mit dem 100° stimmt auf Meereshöhe, in den höher gelegenen Regionen unseres Landes, also im größten Teil, kocht Wasser halt schon bei einer geringeren Temperatur. Der niedrigere Luftdruck macht es möglich. Wirtschaftsprüfern und untechnischen Menschen mag der geringe Unterschied nachzusehen sein, aber auch dem Prüfer des Nachhaltigkeitsberichts? Der sollte doch die Folgen absehen können!
Die Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts ist laut Vorstand eine reine Systemprüfung
Die Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts sei eine reine Systemprüfung, technisches Verständnis nicht erforderlich. Woher diese Erkenntnis kommt, wurde uns nicht gesagt. Aus dem Gesetzentwurf selbst ist das nicht zu schließen.
Präsident Dörschell bleibt parteiisch bei der Vorbehaltsaufgabe
Ferner hat Präsident Dörschell meine Frage, warum er die Vorbehaltsaufgabe „Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts“ als Segen für den und Meinung des gesamten Berufstandes nach außen vertritt, obwohl er im Beirat erheblichen Widerstand gegen seine Ansicht feststellen muss, nicht beantwortet. Die Interessenpolitik der großen Prüfungsgesellschaften lässt grüßen. Aber zu den großen Gesellschaften zählt Herr Dörschell seine Praxis nicht, da in dieser nur vierzig Wirtschaftsprüfer tätig seien.
Herr Dörschell, die weit überwiegende Anzahl der Praxen hat Strukturen mit maximal drei Wirtschaftsprüfern. Ihre Praxis ist eine sehr große. Auch, wenn es daneben noch Prüffabriken mit mehr als 20-facher Belegschaft gibt.
Präsident und Beiratsvorsitzer bekommen mehr Geld trotz knappen Haushalts
Ein weiteres Thema auf der Sitzung war die Anpassung der Aufwandsentschädigung des Präsidenten und Einführung einer Aufwandsentschädigung für den Beiratsvorsitzer. Vorschläge zur Gegenfinanzierung: Keine. Obwohl dem vorgelegten Wirtschaftsplan entnommen werden konnte, dass wohl spätestens für 2026 eine Beitragserhöhung ansteht. Nach Ansicht des Vorstands seien die knapp 100.000 Euro Kostenerhöhung lediglich eine haushaltstechnische Unschärfe. Und damit bestünde kein Bedarf an Gegenfinanzierung. Auch nicht für die regelmäßige Anpassung der Aufwandsentschädigungen alle vier Jahre, die als periodische Überprüfung der Angemessenheit in der letzten Sitzung des Beiratsperiode getarnt nun auch verabschiedet wurde.
Poll spricht von redaktioneller Anpassung der Satzung für Qualitätskontrolle
Die Satzung für Qualitätskontrolle soll auf der kommenden Juni-Sitzung in zweiter Lesung an die Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts angepasst werden. Überwiegend redaktionelle Änderungen, wie Professor Poll uns am Freitag im Rahmen der ersten Lesung erklärt hat.
Doppelbestrafung in Satzungsanpassung versteckt
In den vierzig Seiten Material befand sich auf Seite 33 der zweite Versuch der Kammer, die Doppelbestrafung einzuführen und damit zu legalisieren. Hat mit der Prüfung des Nachhaltigkeitsberichts nichts zu tun und wurde dem Beirat unauffällig in einem Paket untergeschoben.
Nulla poena sine lege!
Beim ersten Versuch vor genau einem Jahr war der Vorstand noch mit offenem Visier aufgetreten. Das Verwaltungsgericht in Berlin hatte in einem obiter dictum das Verhalten der Kammer, Rügen und Geldstrafen zu kombinieren als rechtswidrig bezeichnet, da die Kombination an keiner Stelle in WPO oder einer der Satzungen verankert war. Im Dezember letzten Jahres hatte der Beirat dagegen gestimmt, die Satzung nach den Wünschen des Vorstands um die Möglichkeit der Doppelbestrafung zu ergänzen.
Ich verabschiede mich für dieses Jahr von Ihnen mit den Besten Wünschen für ein Frohes Fest und einen guten Rutsch!
Ihr
Jürgen Hartmann
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