Ineffiziente WPK-Abschlussdurchsichten beenden!
Beitragsbild wp.weekly 22.08.2025: Laut WPK-Vorstand ist die Abschlussprüfung ein präventiv ansetzendes Aufsichtsinstrument. Ohne Anfangsverdachts einer Berufspflichtverletzung? Das WPK-Auswahlverfahren gleicht eine Rasterfahndung. wp.net fordert die Abschaffung der Abschlussdurchsicht.
Kategorie: Aktuelles
Datum: 22.08.2025

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Doppelaufsicht durch Beibehaltung der WPK-Abschlussdurchsicht!

 

Die WPK-Abschlussdurchsicht ist ein Relikt aus der Zeit vor Einführung der Qualitätskontrolle (QK) im Jahr 2000 und vor meiner Bestellung als Steuerberater und vor meiner Bestellung als Wirtschaftsprüfer. Mit Einführung der QK hätte sie spätestens entfallen können und müssen, um Doppelüberwachung zu vermeiden. 

Die WPO kennt sie nicht!

Stattdessen hält der WPK-Vorstand bis heute daran fest. Nach der Beiratswahl 2022 sagte dazu der spätere WPK-Präsident: 

Die WPK-Abschlussdurchsicht wäre sinnvoll, denn 

  • sonst könnten staatliche Institutionen eingreifen, 
  • es handelte sich um ein „maßvolles Enforcement“ im Rahmen der beruflichen Selbstverwaltung, 
  • Berufsaufsicht ohne sichtbare Sanktionen wären der Öffentlichkeit nicht vermittelbar, 
  • eine Abschaffung widerspräche seinem ganz persönlichen Qualitätsanspruch. 

Wir halten dagegen: 

  • Seit über 20 Jahren ist die Qualitätskontrolle ein wirksames Aufsichts- und Qualitätssicherungssystem
  • Es entsteht eine unnötige Doppelbelastung für die Praxen ohne erkennbaren Mehrwert. 
  • Die Abschlussdurchsicht ist eine Rasterfahndung ohne konkreten Anfangsverdacht. Der Berufsstand wird pauschal unter Generalverdacht gestellt. 
  • Öffentlichkeitswirksame Symbolpolitik ersetzt hier sachliche Begründung. 

Sind die letzten 20 Jahre Qualitätskontrolle am WPK-Vorstand spurlos vorübergegangen? Oder ist die WPK-Abschlussdurchsicht Teil einer gewollten beschleunigten Marktbereinigung über das Berufsrecht, da die Bereinigung durch den stetig steigenden Altersdurchschnitt des Berufsstands nicht ausreichend ist bzw. zu lange dauert?

Lassen Sie sich deswegen nun im Analyseteil von WP Mark Schüttler einige Antworten zu den wp.net-Fragen an die WPK zur Abschlussdurchsicht in der letzten Beiratssitzung vorstellen. 

Es grüßt Sie herzlich
Ihr Sascha Dähn
WP/StB



wp.weekly

 


 

„Ritt auf dem toten Pferd“: Wann beendet der WPK-Vorstand die Abschlussdurchsicht?

 

Bei der Abschlussdurchsicht handelt sich nach Meinung des WPK-Vorstands um „ein präventiv ansetzendes Aufsichtsinstrument, bei der es keines Anfangsverdachts einer Berufspflichtverletzung bedarf“. Ob diese informelle Legitimation belastbar ist, wurde bislang noch nicht nachgewiesen. Damit hat das WPK-Auswahlverfahren weiter die Eigenschaft einer Rasterfahndung. 

Rund 54.000 Abschlüsse und Ihre Bestätigungsvermerke wurden 2024 der „WPK-Rasterfahndung“ unterzogen. Dabei wurden 320 Abschlüsse wegen Abweichungen zur WPK-Meinung auffällig. Kommen wir also zu den wp-net-Fragen. 

 

1. Studentische Hilfskräfte

 

Wir fragten

„Wie viele Mitarbeiter sind gegenwärtig in der Abteilung Abschlussdurchsicht beschäftigt?“

WPK-Antwort

„Im Referat Abschlussdurchsicht sind derzeit sechs Mitarbeiter (4,5 FTE, davon 4,125 FTE besetzt) beschäftigt, davon zwei geringfügig beschäftigte studentische Hilfskräfte.“

Einschätzung

Dass die WPK-Schreiben regelmäßig auch von Nicht-WP unterzeichnet werden, war mir klar. 

Dass aber zwei von sechs Mitarbeitern der Abschlussdurchsicht studentische Hilfskräfte sind, empört. Weiß das der WPK-Vorstand? Die früheren WPK-Vorstände von wp.net wussten es jedenfalls nicht. 

Wenigstens verstehe ich nun, warum die Abschlussdurchsicht banal-überflüssige Fragen stellt. Von Hilfskräften ist nicht mehr zu erwarten. 

Der Prüfer prüft, doch über ihm wacht – 
die studentische Macht. 

Das ist nicht Satire – das ist WPK 2025.

 

2. Produktivitätsmesslatte

 

Wir fragten

„Wie viele Abschlussdurchsichten pro Kopf macht die Abteilung?“

WPK-Antwort

„Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre wurden pro Kopf ca. 75 p.a. Abschlüsse im Referat durchgesehen.“

Wir rechneten nach

Das Jahr hat 220 Arbeitstage, im Jahr werden pro Kopf 75 Abschlüsse durchgesehen (= 220 Arbeitstage / 75 Abschlüsse) – das heißt, ein Mitarbeiter braucht fast drei Tage für die Durchsicht eines einzelnen Abschlusses

Übrigens verweist die Kammer in ihrer Antwort auf den Durchschnitt der letzten fünf Jahre. So glättet man Versäumnisse: Im Jahr 2023 schaffte die Abteilung 177 Jahresabschlüsse und Konzernabschlüsse. Verteilt man das wieder auf die genannten 4,125 Vollzeitstellen, ergeben sich sogar pro Kopf und Jahr nur 42 Abschlüsse oder gut fünf Tage für die Durchsicht eines Abschlusses

 

3. Einseitiger Literaturauswahl aus dem Giftschrank

 

Wir fragten

„Warum wird in Vorermittlungsverfahren immer nur auf den Beck’schen Bilanzkommentar und das WP Handbuch verwiesen?“

WPK-Antwort

„Die Hinweise der Abschlussdurchsicht sollen für jeden Berufsangehörigen problemlos nachvollziehbar sein. Daher wird bevorzugt auf die im Berufsstand am weitesten verbreiteten Quellen verwiesen, zu denen insbesondere die o. g. Werke gehören. Interessierte finden dort weitere Quellenverweise.“

Wir meinen

Die WPK muss alle relevanten Kommentare in einer streitigen Angelegenheit vorlegen und diese Arbeit nicht dem Beschuldigten übertragen. 

In keinem einzigen der mir vorliegenden WPK-Vorermittlungsverfahren hat die Abschlussdurchsicht jemals auf andere Literatur als BeckBilKom und WP-Handbuch verwiesen. Warum z.B. kein NWB Kommentar Bilanzierung, kein Handbuch der Rechnungslegung, kein MüKoHGB, kein MüKo Bilanzrecht, kein Hopt o.ä.? 

Manchem Prüfer wurde z.B. das Fehlen der Anhangangabe bei passiven latenten Steuern vorgeworfen (§ 285 Nr. 30 HGB)“. Ein Blick in NWB Kommentar Bilanzierung hätte gezeigt, dass diese Angabe überflüssig ist und unterbleiben darf (NWB Kommentar Bilanzierung, 16. Aufl. 2025, § 285, Rz. 185). 

 

4. Fazit

 

Der Abschlussdurchsicht fehlen Transparenz und auch die Legitimität. 

Würde der WPK-Vorstand wenigstens die Beanstandungen im Sinne einer positiven Fehlerkultur anonym transparent machen, ergäbe sich für die Prüferschaft insgesamt ein Mehrwert. Doch das scheint nicht gewollt. So schafft die WPK kein Vertrauen, keinen Mehrwert – sondern Misstrauen und Verschwendung von Mitgliedsbeiträgen

Und so fordern wir von wp.net: Abschaffung der Abschlussdurchsicht. 

Ausblick: Der Berufsstand kann sich dagegen wehren! 

Machen Sie die Beiratswahl 2026 zum Votum über die WPK-Abschlussdurchsicht! 

 

Literatur

 

  • PR1MUS, WPK-Abschlussdurchsicht 2025, Fallstricke vermeiden, Beanstandungen entkräften (aus originalen WPK-Schreiben), Q2-25. 
  • WPK-Abschlussdurchsicht 2024, siehe WPK-Website. 
  • Link zum WPK-Antwortschreiben

 

Ich grüße Sie herzlich
Ihr
Mark Schüttler 
WPK-Beiratsmitglied und 
Sprecher des ea. wp.net-Vorstands


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Bildnachweis: Stock-Illustration: Overearth/Shutterstock

 

Mark Schüttler
Author: Mark Schüttler

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