Das heutige wp-weekly ist der WPK-Beiratssitzung am letzten Freitag, 1. Dezember geschuldet. Unser Beiratssprecher Holger Friebel kann für seine intensive und umfassende Vorbereitungsarbeit nun doch noch die Rosinen ernten. Für zusätzliche Aufregung sorgte die geheime Wahl. Bei der Stimmenauszählung zeigte sich, dass wohl eines unserer Beiratsmitglieder für den Antrag und damit gegen den WP-Mittelstand stimmte und ein weiteres sich der Stimme enthalten hatte. Am Ende hat es doch gereicht und so bliebt – Gott sei Dank – die Berufssatzung was sie ist:
Für den WP-Mittelstand so unnötig wie eine Kropf!
Warum sich diese Sitzung vielleicht als eine historische herausstellen könnte, lag an den Abstimmungsthemen. Darüber berichtet im folgenden unser Beiratssprecher Holger Friebel aus erster Hand. So zeigt sich, dass auch der Zufall oder eben das Schicksal helfend eingegriffen hat. Einige Anreisen von IDW/Big4-Beiräten mit dem Flieger scheiterten, so dass den Regierungsfraktionen am Ende vier Leute fehlten.
Lesen Sie also bitte aufmerksam den kritischen Beitrag von Holger Friebel über die wiederholt gelebte Illusion des WPK-Vorstands, ohne die wp-net-Fraktion, Satzungsänderungen mit 2/3-Mehrheit beschließen zu können.
PS: Anbei der Dezember-Newsletter von Mark Schüttler (PRIMUS-Seminare) mit seiner Sicht auf die letzte Beiratssitzung als Mitglied des Beirats.

Satzungsänderungen fallen beim Beirat durch!
Die Vorlagen des WPK-Vorstands bekommen keine 2/3-Zustimmung
von WP StB RA Holger Friebel
Mitglied bei wp-net e.V.
Am letzten Freitag traf sich der Beirat zum vierten Mal im Jahr 2023 und zum sechsten Mal in dieser Amtsperiode. Ein zentraler Punkt der Diskussionen und Abstimmungen waren vier Satzungsänderungen, davon zwei in erster Lesung vor Anhörung der Verbände ohne Abstimmung und zwei in zweiter Lesung nach Anhörung der Verbände mit Abstimmung.
Eine Abstimmung betraf die Berufssatzung, bei der die vom Vorstand vorgeschlagenen Änderungen zur Umsetzung des ISA 220 (revised) in Verbindung mit ISQM1 + 2 zur Debatte standen. Die Idee, alle anstehenden Satzungsänderungen en bloc zu diskutieren und auf der nächsten Sitzung über alle abzustimmen, wurde von der Sitzungsleitung abgelehnt.
Wie bereits angekündigt, stimmte die wp.net-Fraktion gegen die vorgeschlagene Umsetzung von Qualitätsmanagementregeln auf Börsenprüferniveau.
Die Sitzungsleitung wies darauf hin, dass die geforderte explizite Nennung von Skalierungsmöglichkeiten bereits in der Grundsatzaussage der WPO und Kammersatzung enthalten und deshalb unnötig sei. Aufgrund unserer Erfahrung in der Vergangenheit mit nicht eingelösten Skalierungszusagen sahen wir die Gefahr, dass die KfQK wieder die Skalierungsmöglichkeiten nicht in Ihren Hinweisen aufnehmen und leben wird. Deshalb konnte allein der Hinweis auf die Grundnorm in der Satzung nicht das Vertrauen der erforderlichen zwei Drittel der Beiratsmitglieder gewinnen.
Hinsichtlich des Verhältnisses zwischen KfQK und den Berufssatzungen besteht weiterer Klärungsbedarf. Die APAS verkennt mit ihrer durch die absolute Unabhängigkeit in der Fachaufsicht gestärktem Selbstvertrauen, dass die KfQK als Teil der WPK auch an die Berufssatzung gebunden ist und nicht an die Wünsche der APAS. Zuletzt hat sich das am Beispiel der kritischen Erfolgsfaktoren gezeigt. Der freie WP-Beruf darf nur dort eingeschränkt werden, wo es absolut notwendig ist und das ist gemäß der EU-Verordnung ausschließlich im PIE-Bereich! wp.net wird Vorschläge für Satzungsänderungen erarbeiten, die im Einklang mit diesen Grundsätzen stehen, und diese mit dem Beirat abstimmen. So streben wir eine Lösung an, die allen gerecht wird und auf der nächsten Beiratssitzung zur Abstimmung gebracht werden kann.
Die Doppelbestrafung der Abschlussprüfer stammt aus der Geisterstube
Eine weitere Abstimmung betraf die Änderung der Satzung für Qualitätskontrolle. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte die langjährige Praxis der Kumulierung von Maßnahmen zur „Rückführung von Berufsangehörigen in die Berufsgrundsätze“ als rechtswidrig erachtet. Der WPK-Vorstand wollte diesen Rechtssatz des Gerichts durch eine schnelle Änderung des Wortlauts der Satzung aushebeln. Die wp.net-Fraktion sah hierfür keinen Grund, da die Qualitätssicherung in Deutschland bereits auf einem sehr hohen Niveau liegt!
Beseitigung der sprachlichen Unklarheit in der Begrifflichkeit
Es gab auch Diskussion über geplante Satzungsänderungen, bei denen die Bezeichnungen bestimmter Rollen vereinheitlicht werden sollten. Der Kammervorstand war bemüht, die Begriffe verantwortlicher WP / vBP, verantwortlich tätiger WP / vBP und verantwortlicher Prüfungsleiter in den verschiedenen Vorschriften zu vereinheitlichen. Hier muss jedoch noch eine von allen Seiten vertretbare Einheitlichkeit der Definition geschaffen werden, damit auch eine Effizienzsteigerung eintritt. Ohne dies ist eine Zustimmung von wp.net nicht zu erwarten.
Spaltpilz „Spiegelbildlichkeit 2013“ muss nachgebessert werden
Schließlich wurde kurz noch ein Antrag, eine echte Spiegelbildlichkeit in der Kammersatzung zu verankern diskutiert. Bis zuletzt blieb unklar, ob die Antragsteller bereits vor der Stellungnahme der Verbände, also entgegen der Satzung, von einer Abstimmung über den Antrag ausgingen oder nicht. Zum anderen gab es Zweifel, ob die Satzung der WPK der richtige Ort für die Verankerung sei. Wir werden sehen, welches Schicksal dieser vom Vorstand und von wp-net unabhängige Antrag nehmen wird.
Kein Vertrauen in die Lernfähigkeit des IDW/Big4-Vorstands!
Insgesamt war die Beiratssitzung geprägt von Diskussionen über grundlegende Fragen, bei denen es aufgrund mangelnden Quorums keine Mehrheitsentscheidungen gab. Der Vorstand musste erkennen, dass die Einheitlichkeit des Berufsstandes nicht einseitig durchgesetzt werden kann. Wenn die Absicht besteht, dass alle als Einheit auftreten, dann muss für jeden Einzelnen auch ein Nutzen erkennbar sein. Die bisherige Vorstands-Doktrin, dass die Minderheit im Berufsstand für das börsenorientierte IDW/Big4-Wohl abstimmen muss, und ihre eigenen Belange als bedeutungslos zu betrachten hat, gilt nicht mehr!
Es bleibt spannend!
Holger Friebel
Mitglied im Beirat der WPK
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